Samstag, 2. Mai 2015

Promis

Jeder Mensch begegnet in seinem Leben mal dem einen oder anderen Prominenten. Manchmal laufen sie nur an einem vorbei, manchmal geben sie uns Normalsterblichen sogar die Hand oder sprechen gar mit einem.  Hier eine Liste ausgewählter Promis, die mir schon über den Weg gelaufen sind:

Dankesschreiben der First Lady

Bill und Hillary Clinton

"Amerika steht an Ihrer Seite, jetzt und für immer." - Präsident Clinton am Brandenburger Tor

William Jefferson Clinton, genannt Bill, seines Zeichens 42. Präsident der Vereinigten Staaten, und Gattin Hillary Rodham Clinton besuchten im Sommer 1994 Berlin. Der Präsident hielt eine muntere Rede am Brandenburger Tor, der ich aus einiger Entfernung beiwohnte. Anschließend trank ich Unter den Linden noch ein Weizenbierchen und fuhr mit dem Fahrrad zurück nach Berlin-Reinickendorf, wo ich wohnte - direkt neben dem Flughafen Tegel.

Der letzte Teil der Strecke führte mich direkt an der Stadtautobahn entlang, und irgendwann fiel mir auf, dass neben mir überhaupt kein Autoverkehr mehr floss. Ich schaute mich um - und sah die Präsidentenlimousine samt Motorradeskorte langsam anrollen. Spontan stellte ich mein Fahrrad an den Zaun zur Autobahn, kletterte auf Stange und Sattel und winkte dem Präsidentenpaar freundlich zu. Bill und Hillary schauten zu mir herüber (ich war ja auf weiter Flur der einzige Mensch). Ich fand das so witzig, dass ich spontan meine Finger zum "vulkanischen Gruß" formte - der Präsident grinste und winkte mir lachend zu.

Verhüllter Reichstag in Berlin vom 24. Juni bis zum 7. Juli 1995 mit aluminiumbedampftem Polypropylengewebe. Foto: O. Seesko. 

1995 verhüllten Christo und Jeanne-Claude den Berliner Reichstag mit aluminiumbedampftem Polypropylengewebe. Hillary Clinton fragte über die Botschaft an, ob sie ein Stück des Stoffs bekommen könnte - die Behörden lehnten dies ab - mit der Begründung, es gebe kein Vorrecht für Prominente. Ich las dies in der Presse und musste an die "Begegnung" im Vorjahr denken und - da ich solch ein Stück Stoff besaß - rief ich spontan bei der US-Botschaft an, wohin man denn ein solches schicken könnte. Antwort: Entweder an uns - oder direkt ans Weiße Haus. Ich ließ mir die Adresse des Weißen Hauses geben (White House 1600 Pennsylvania Avenue, Washington D. C. 20520 USA) und schrieb einen peinlichen Brief*, in dem ich auch den vulkanischen Gruß erwähnte. Wochen später erhielt ich ein Dankesschreiben der First Lady (s. o.). Göttlich war das Gesicht des Briefträgers, der den Umschlag mit dem Weißen Haus drauf gerade in meinen Briefkasten werfen wollte, als ich ihm zurief: "Das ist für mich!"

*Dear Mrs. Clinton,

In the Berlin Newspapers I read today that you wish to get a piece of the material the Berlin Reichstag was wrapped with.
The piece I send to you was not impregnated with metal. It was stolen from the factory of Mr. Christo before the Reichstag was wrapped. So please don't inform the public or the CIA. Your husband was beckoning me at the Berlin Autobahn on your way back to the Berlin Airport. I was standing on my bike, making the greeting-sign of Mister Spock (Star Trek, "live long and prosper!"). However, I hope you and your husband will remember Berlin as an interesting and friendly city.

Yours
Reinhard Schinka

Ja, ich weiß, peinlich.

Erich Honecker

"Vorwärts immer, rückwärts nimmer!" - Erich Honecker zum 40. Jahrestag der DDR, 1989

Bundesarchiv, Bild 183-1989-1007-024 / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons - Erich Honecker ist der kleine Mann mit schwarzem Anzug und Hut links neben dem Uniformierten in der 1. Reihe.

Erich Honecker begegnete ich am 1. Mai 1988. Ich wohnte da gerade erst  ein halbes Jahr in West-Berlin und hatte, da ich noch niemanden näher kannte, noch viel freie Zeit. Am 1. Mai 1988 war schönes Wetter (wie nahezu an jedem 1. Mai, an den ich mich erinnern kann). Ich beschloss, nach Ost-Berlin zu fahren und mir die fremde andere Stadtteilhälfte des kommunistischen Feindes einmal näher anzusehen.

Am 1. Mai paradierten in Ost-Berlin stets einbestellte Demonstranten in einem endlosen Zug die Karl-Marx-Allee entlang an ihrer diktatorischen Staatsführung vorbei in Richtung Alexanderplatz, wo ich mich nach meiner Einreise durch den Grenzkontrollpunkt Friedrichstraße hinbegeben hatte und, am "Brunnen der Völkerfreundschaft" rastend, überlegte, wie ich an einem Feiertag die 25 Ostmark Zwangsumtausch möglichst sinnvoll investieren könnte und was ich mir denn mal so anschauen könnte.

Mein Blick fiel auf den Zug der Demonstranten und die Tribüne mit den DDR-Spitzenpolitikern in nicht allzu weiter Ferne. Ich machte mich auf, wurde aber schon nach wenigen Metern von einem "Volkspolizisten" gestoppt, der wissen wollte, wo ich denn hin wollte. Auf meinen Fingerzeig "Da rüber!" wurde ich gemaßregelt, dass ich mich gefälligst woanders hinbegeben solle, was mich wurmte.

Ich beschloss, mit der Straßenbahn einfach ganz außen rum zu fahren und mich von hinten in den Demonstrationszug einzuschleichen.

Gesagt, getan. Ich stapfte los. Zwischendurch fiel mir ein, dass ich ja noch das zwangsweise umgetauschte, weitgehend wertlose Ostgeld ausgeben musste, und spazierte in eine Wirtschaft, wo ich für ca. 6 Ostmark ein Steak mit Kräuterbutter, "Sättigungsbeilage" und "Letscho" sowie ein Bier für ein paar Pfennige, dann ein weiteres Bier für ebenfalls ein paar Pfennige bestellte.

Weiter ging's. Mit der quasi kostenlosen Straßenbahn fuhr ich den Ring via "Wilhelm-Piek-Straße" (heute Torstraße) und Mollstraße ab, stieg aus und stellte fest, dass ich immer noch viel zu viel von dem Aluminium-Ostgeld bei mir trug. Zum Glück befanden sich weitere Gaststätten auf der Strecke, so dass ich auf dem letzten Fußweg zum Frankfurter Tor zwei weitere Biere inhalierte. Langsam kam ich in Stimmung - ich würde mich in diesen Demonstrationszug einschleichen und Erich Honecker sehen, jawohl!

In kurzer Zeit war ich dort und geriet in den Zug, stellte jedoch bald fest, dass ich nun nicht mehr heraus gelangen konnte, da rechts und links in regelmäßigen Abständen Ordner mit roten Armbinden vor Absperrungen standen. Es gab also kein Entrinnen, aber das war ja nicht mein Problem, ich wollte ja Richtung Alex spazieren!

Die brutzelnde Maisonne tat neben den Bieren ein übriges, ich döste fast ein, mein Gang wurde immer zombieesker - und als ich plötzlich hochschreckte, stand ich tatsächlich direkt vor Erich Honecker auf seiner Tribüne, der mich ansah und mir freundlich zuwinkte. Reflexartig winkte ich zurück - und ärgerte mich schon kurz darauf, dass ich keine Zeit genommen hatte, ein Foto von ihm zu schießen. Vielleicht war das aber auch ganz gut so, denn natürlich wurde die Staatsführung der DDR messerscharf bewacht, und wer weiß, wie die Staatssicherheit das plötzliche Herausziehen eines schwarzen Fotoapparates aus meinem Rucksack eingestuft hätte. So blieb ich am Leben - und behielt Honecker als einen etwas entrückten alten Mann in Erinnerung, der mich freundlich angelächelt hatte.

Jahre später, Honecker war längst gestürzt und saß in der West-Berliner Haftanstalt Moabit ein, fuhr ich im Rahmen eines Studentenjobs als Wachmann häufiger an diesem Gefängnis vorbei und hatte irgendwie die Hoffnung, er möge eines Morgens am Fenster seiner Zelle stehen, damit ich ihm noch einmal freundlich zuwinken könnte. Leider erfüllte sich dieser Wunsch nicht.
Als ich dies einmal einem Freund klagte, riet mir dieser: "Erzähl doch einfach, es sei so gewesen, die Geschichte ist einfach wunderbar!" - Tue ich aber nicht!

Helmut Kohl

"You can say you to me" - Helmut Kohl

"Helmut Kohl in Krzyzowa" by Artur Klose. Licensed under CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Helmut_Kohl_in_Krzyzowa.jpg#/media/File:Helmut_Kohl_in_Krzyzowa.jpg


Die Begegnung mit Bundeskanzler Helmut Kohl war kurz und schmerzlos - er schüttelte meine Hand auf dem Berliner Alexanderplatz - ich erinnere mich an einen warmen und weichen Händedruck.
Der Kanzler der Einheit wollte in den 90ern noch einmal Kanzler werden und machte Wahlkampf. Ich spazierte über den Alexanderplatz, sah einen Auflauf von Menschen, ging hin, sah eine Lücke und plötzlich streckte Kohl seine Hand in meine Richtung, aber niemand griff zu. Also schüttelte ich kurz seine Hand. Gewählt habe ich dann aber Gerhard Schröder, und Helmut Kohl war alsbald selbst Geschichte.

Gerhard Schröder

"Man kann es so oder so machen. Ich bin für so." - Gerhard Schröder

Gerhard Schröder. By Marco Urban ( http://www.marco-urban.de ) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Die Begegnung mit Kohls Nachfolger, Bundeskanzler Gerhard Schröder, war ebenfalls nur kurz. Er lief mit ein paar Bodyguards am Prachtboulevard "Unter den Linden" an mir vorbei. Ich erinnere mich nur daran, dass er mir unglaublich klein vorkam (ich selbst bin 1,97 m groß).

Uma Thurman

"Verzweiflung ist das Parfüm junger Schauspieler." - Uma Thurman

Uma Thurman. Georges Biard [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Vor ein paar Jahren (oder Monaten?) war ich in Köln und spazierte über die Hohenzollernbrücke, um ein spontanes Sonnenuntergangsfoto vom Dom von der anderen Rheinseite aus zu machen (ja, ich weiß, davon gibt es ja so wenige). Mitten auf der Brücke überholte ich eine Dame, sah aus dem Augenwinkel kurz zu ihr rüber, wie man das als Mann eben so macht, dachte "Nein, das kann nicht sein!" und ging weiter bis zum Reiterdenkmal Kaiser Wilhelms I., wo ich mich umdrehte und meinen Blick und mein Smartphone auf den Dom richtete. Und da kam SIE direkt zu mir, stellte sich einen Meter vor mich, drehte mir ihren Rücken zu - und schaute sich ebenfalls den Dom an. Ein Begleiter, der mir ebenfalls bekannt vorkam ("Kill  Bill"?)  mit einem Baby kam noch dazu und setzte sich vor uns auf die Stufen. Uma Thurman zog an ihrer Zigarette und redete auf Englisch mit ihrer Begleitung, ich stand solange mit offenem Mund wie ein Idiot in der Landschaft rum - und vergaß natürlich wieder, ein Foto zu schießen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen